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Ukraine-Flüchtlinge im Kreis Recklinghausen

Die Zahl der Geflüchteten, die im Kreis Recklinghausen ankommen, steigt von Tag zu Tag. Genauso steigt die Zahl der Betten, die in den kreisangehörigen Städten für die Unterbringung zur Verfügung stehen. Die Kreisverwaltung hat eine "Pufferunterkunft" eingerichtet, um kurzfristig Engpässe bei der Aufnahme in den Kommunen auffangen zu können.

In enger Abstimmung mit der Bezirksregierung sorgen der Kreis und die Städte dafür, dass die Menschen nicht nur einen sicheren Ort zum Schlafen finden, sondern auch Impfangebote bekommen und notwendige Gesundheitsuntersuchungen durchgeführt werden. Auch nach Unterbringungsmöglichkeiten für die mitgebrachten Haustiere wird geschaut. Mit diesen und weiteren Themen beschäftigt sich im Kreis Recklinghausen ein eigener Krisenstab. Darüber hinaus gibt es einen regelmäßigen Austausch mit den Städten, mit der Bezirksregierung sowie dem Land. 

Unterbringung der Flüchtlinge

Für die Unterbringung der Geflüchteten sind die kreisangehörigen Städte zuständig. Sie sind dabei, stetig weitere Unterkünfte herzurichten, um der großen Zahl der Menschen, die aus der Ukraine zu uns kommen, ein sicheres Dach über dem Kopf bieten zu können.

In Absprache mit der Bezirksregierung entstehen darüber hinaus große Zentrale Unterbringungseinrichtungen des Landes (ZUE). Im Kreisgebiet betriebt das Land bereits eine ZUE in Dorsten, deren Kapazität zurzeit erweitert wird. In Recklinghausen und Castrop Rauxel sollen ebenfalls ZUEs entstehen. Weitere Informationen dazu auf der Internetseite der Bezirksregierung.

Puffereinrichtung des Kreises

Alle Geflüchteten, die in Nordrhein-Westfalen ankommen, werden zunächst in den ZUEs des Landes untergebracht. Von dort aus werden sie auf die Städte verteilt. Sollte es dazu kommen, dass das Land einer Kommune Geflüchtete zuweist, die von der jeweiligen Stadt nicht sofort untergebracht werden können, springt der Kreis im Rahmen seiner bestehenden Möglichkeiten mit seiner sogenannten „Puffereinrichtung“ kurzfristig ein. Diese wurde in der Sporthalle des Kuniberg-Berufskollegs in Recklinghausen eingerichtet und bietet Schlafplätze für etwa 120 Personen. Betrieben wird sie durch den Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) mit Unterstützung der anderen Hilfsorganisationen.

Um das Risiko eines Corona-Ausbruchs in einer Einrichtung zu minimieren, werden alle Geflüchteten vor der Aufnahme getestet. In den großen Einrichtungen finden darüber hinaus regelmäßige Testungen durch das Deutsche Rote Kreuz statt.

Registrierung von Geflüchteten

Alle Geflüchteten, die im Kreis Recklinghausen unterkommen, sollten von der kommunalen Ausländerbehörde registriert werden. Das gilt auch für diejenigen, die in privaten Wohnungen oder Häusern aufgenommen wurden.

Nur wer als Flüchtling registriert ist, erhält Zugang zu medizinischer Versorgung oder auch zum Arbeitsmarkt. Kinder müssen bei der Ausländerbehörde anerkannt sein, damit sie die Schule besuchen dürfen. Wer nicht als Flüchtling registriert ist, gilt als Besucher und hat keinen Anspruch auf staatliche Leistungen oder Unterstützung.

Gesundheitsschutz

Mobile Impfangebote

Die Impfung gilt in Deutschland – nicht erst seit der Coronapandemie - als eine der effektivsten und wichtigsten Präventionsmaßnahmen, um die Ausbreitung von Infektionskrankheiten zu verhindern. Aus diesem Grund sollen wichtige Impfungen auch kurzfristig den Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet sind, angeboten werden.

Der Kreis Recklinghausen hält es außerdem für notwendig, die Kriegsflüchtlinge neben der Corona-Schutzimpfung mit weiteren Impfungen zu versorgen. Dazu zählen der 4-fach-Impfstoff gegen Tetanus (Wundstarrkrampf), Diphtherie, Kinderlähmung (Poliomyelitis) und Keuchhusten (Pertussis) sowie die Masern-Mumps-Röteln Impfung. Dies ist wichtig, um die Menschen vor schweren Krankheitsverläufen zu schützen, und gleichzeitig zu verhindern, dass Krankheiten wieder ausbrechen, die in Deutschland nahezu verschwunden sind.

Die verschiedenen Impfungen werden vor Ort in den Städten in gezielten Aktionen angeboten. Darüber hinaus gibt es auch Impfangebote für Geflüchtete in den großen Unterkünften. Für die Impfungen konnte unter anderem medizinisches Personal gewonnen werden, das Ukrainisch spricht.

Infomationen zur Coronaschutzimpfung in ukrainischer Sprache gibt es auf der Internetseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

Tuberkulose-Untersuchung

Verpflichtend ist in Gemeinschaftsunterkünften die Untersuchung auf Tuberkulose (TBC). Diese wird derzeit von Ärzten des Gesundheitsamtes in Kooperation mit niedergelassenen Ärzten und Kliniken durchgeführt. Tuberkulose ist eine der weltweit häufigsten Infektionskrankheiten. Die Krankheit wird durch Bakterien hervorgerufen, die meist die Lunge befallen, aber auch andere Organe angreifen können. In Gemeinschaftseinrichtungen, in denen viele Menschen längere Zeit auf engem Raum unterkommen, ist das Risiko einer Ansteckung am größten. Das soll durch die Untersuchung verhindert werden.

Mitgebrachte Haustiere

Eine besondere Aufgabe für die Betreiber der Unterkünfte und das Veterinäramt sind Haustiere, die die Menschen bei ihrer Flucht nach Deutschland mitbringen, da es in der Ukraine immer wieder Fälle von Tollwut gibt. Deutschland hingegen gilt als tollwutfrei. Besonders Hunde, Katzen und Frettchen müssen deshalb unbedingt durch einen Tierarzt untersucht und gegen Tollwut geimpft werden.

Das Veterinäramt hat bereits Gespräche mit Tierärzten und der Tierärztekammer geführt, die sich bereiterklärt haben, diese Leistungen günstiger anzubieten. Das Ziel ist, das Wohl von Mensch und Tier zu berücksichtigen und dafür zu sorgen, dass Tierseuchen wie Tollwut nicht wieder in Deutschland ausbrechen.

Neben Untersuchung und Impfung gibt es außerdem strenge tierseuchenrechtliche Bestimmungen für die Tiere. Darunter eine Quarantänepflicht: Die Tiere dürfen keinen Kontakt zu anderen Tieren oder fremden Menschen haben. Aufgrund der besonderen Krisensituation haben sich die Bundesländer in Abstimmung mit dem Friedrich-Loeffler-Institut mittlerweile auf ein erleichtertes Verfahren bei der Einführung von Haustieren aus der Ukraine geeinigt. Wer einen Hund, eine Katze oder ein Frettchen mitgebracht hat, muss sich schnellstmöglich mit dem Veterinäramt in Verbindung setzen. Das Veterinäramt des Kreises Recklinghausen ist telefonisch über die Telefonnummern 02361 532125 oder per E-Mail an fd39@kreis-re.de zu erreichen.

Eine besondere Herausforderung ist die gesetzliche Vorgabe, dass in größeren Gemeinschaftseinrichtungen keine Tiere gehalten werden dürfen. Das Land hat zugesagt, ein Netzwerk von privaten Organisationen und Verbänden, die alternative Unterbringungsmöglichkeiten bei Privatpersonen zur Verfügung stellen können, aufzubauen. Ähnliche Angebote gibt es bereits in einigen Städten des Kreises.

Die wichtigsten Informationen für Tierhalter aus der Ukraine hat das Veterinäramt in einem Dokument zusammengefasst.

Unterstützungsangebote der Verwaltung

Sprachmittler*innen-Pool

Das Kommunale Integrationszentrum (KI) des Kreises Recklinghausen koordiniert und begleitet kreisweit ehrenamtliche Sprachmittler, die für niederschwellige Gespräche und Beratung eingesetzt werden. Bei den Einsätzen der Sprachmittler geht vor allem um die Unterstützung bei Behördenangelegenheiten, im Bereich Schule und Bildung oder in anderweitigen öffentlichen und sozialen Einrichtungen. Das Engagement bezieht sich auf einzelne Einsätze mit Zugewanderten und Institutionen, geplant ist keine dauerhafte Begleitung wie beispielsweise bei Patenschaften. Von den Vermittlungen ausgeschlossen sind Arzt- und Krankenhausgespräche, Übersetzungsleistungen in psychotherapeutischen Sprechstunden/ Psychiatrien (ambulant und stationär), Gerichtstermine oder Termine bei der Polizei und ähnliches.


Seiteneintiegsberatung

Unterstützung für den Einstieg und die Vermittlung zur entsprechenden Schule bieten die sogenannten Seiteneinsteigerberater. Diese sind meist Teil der städtischen Schulämter. Koordiniert werden sie vom Kommunalen Integrationszentrum des Kreises Recklinghausen.



Sie möchten helfen?

Durch den von Russland eröffneten Krieg in der Ukraine wird der Bedarf an humanitärer Hilfe im Land immer größer. Auch in den Nachbarländern, in die Männer, Frauen und Kinder aus der Ukraine fliehen, wird Unterstützung gebraucht. 

Wichtig ist, dass die Hilfen koordiniert passieren, um die Strukturen vor Ort nicht zu überlasten. So haben beispielsweise viele Hilfsorganisationen, Koordinierungsstellen in den Städten oder auch einige gemeinnützige Organisationen Partner vor Ort, mit denen Bedarfe und Anlieferungen abgesprochen werden. Mehr Informationen dazu finden Sie in unserer Meldung.

Hilfsorganisationen und Sozialverbände

Koordinierungstellen in den Städten

Wohnangebote

Letter of Support

20220301_111232_InternetDer Landrat, die Bürgermeisterin und die Bürgermeister im Kreis Recklinghausen bekennen sich in einem Letter of Support geschlossen zur Ukraine und fordern das sofortige Ende des Krieges. In diesem heißt es:

"Wir sind zutiefst erschüttert und verurteilen die völkerrechtswidrigen Kriegshandlungen Russlands mit aller Vehemenz und Entschlossenheit. Dieser Angriff ist nicht nur ein Angriff auf die Ukraine, es ist ein Angriff auf Europa, auf unser aller Werte und auf die Demokratie.

Unsere Gedanken sind bei den Menschen vor Ort. Wir sind erschüttert bei der Vorstellung, welche Angst das ukrainische Volk aushalten muss. Eine Angst, die die Bürgerinnen und Bürger des Landes zur Flucht bewegt. Eine Angst, die sie dazu bringt, ihre Wohnungen und Häuser, ihre Städte, ihre Heimat so schnell wie möglich zu verlassen.

Bei uns im Kreis Recklinghausen werden sie offene Türen vorfinden. Wir alle stehen für die Werte der 'Mayors for Peace'. Frieden ist unser höchstes Gut, das uns allen, den Bürgerinnen und Bürgern unserer Städte, unseres Kreises, des Landes, des geeinten Europas, ein sicheres Leben ermöglicht. Europa steht für Werte, für Frieden und Freiheit. Und wir wollen gemeinsam dafür sorgen, dass das so bleibt.

Die Menschen im Kreisgebiet sind in den vergangenen Tagen auf die Straße gegangen mit einer klaren Botschaft, die wir deutlich unterstreichen wollen: Wir im Kreis Recklinghausen stehen in diesen dunklen Stunden zusammen in Solidarität mit dem ukrainischen Volk.

Dieser kriegerische Akt ist mit aller Entschlossenheit zu verurteilen. Wir stehen an der Seite der ukrainischen Bevölkerung und fordern die russische Staatsführung auf, umgehend zur Diplomatie zurückzukehren und diesen Krieg sofort zu beenden."