Westruper Heide auf neuen Wegen
Trampelpfade durch wertvolle Landschaft
Heiden - unendliche Weiten: so müssen wir uns unsere heimatliche Landschaft noch bis Anfang des 19. Jahrhunderts vorstellen. Heute sind unsere verbliebenen Heiden letzte Reste einer einst die Szenerie prägenden Kulturlandschaft. Entsprechend wichtig ist es heute, diese Relikte zu erhalten, sowohl als kulturhistorisches Zeugnis für uns und unsere Nachwelt, aber auch als Lebensraum für die Heidebewohner aus dem Pflanzen- und Tierreich. Denn diese haben durch den Rückgang der Heideflächen zusehends ihren Lebensraum verloren.
Die Westruper Heide in Haltern am See zwischen Stausee und Lippe ist ein von vielen Menschen gern besuchtes Erholungsgebiet. Gleichzeitig stellt diese besondere Landschaft ein wertvolles Refugium für eine Vielzahl heute seltener Tiere und Pflanzen dar.
Weite Besenheideflächen und Sandmagerrasen durchsetzt mit imposanten Wacholdergruppen prägen den Charakter des rund 90 ha großen Naturschutzgebietes. Dieses Lebensraummosaik bietet vor allem wärmeliebenden, gefährdeten Tierarten wie der Heidelerche, dem Schwarzkehlchen, der Schlingnatter und der Zauneidechse wichtige Rückzugsräume. Leider sind in den letzten Jahrzehnten in der Westruper Heide viele unerwünschte Trampelpfade entstanden, wodurch besonders die heidetypische Tierwelt empfindlich gestört wurde.
Dennoch müssen Naturschutz und Erholungsnutzung nicht im Widerspruch zueinander stehen. Die Westruper Heide kann Lebensraum für die besondere heimische Tier- und Pflanzenwelt und gleichzeitig Erlebnisraum für den Menschen sein!
Neue Wege für Mensch und Natur
Ein neuer Weg wird seit 2009 mit dem Projekt ". . . Himmel und Heide! Natur erleben in der Westruper Heide" beschritten, das mit Fördergeldern des Landes NRW unterstützt wurde. Durch ein ganzes Bündel von Maßnahmen zur Besucherlenkung soll sich die Westruper Heide von einem erholungsbelasteten Schutzgebiet zu einem Erlebnisraum wandeln, in dem der Mensch zu Gast in der Natur ist und sich entsprechend rücksichtsvoll verhält. Einbezogen in das Projekt der Besucherlenkung ist die Entwicklung barrierefreier Wege, um auch Menschen mit eingeschränkter Bewegungsmöglichkeit und Sehkraft das faszinierende Landschaftserlebnis in der Westruper Heide zu ermöglichen. Inzwischen sind die baulichen Maßnahmen abgeschlossen und die nächsten Jahre werden ihren Erfolg erkennen lassen.
Zunächst wurden im Gebiet verschiedene Themenrouten auf bewährten Wegen neu ausgewiesen und markiert, in trittempfindlichen Bereichen robuste Wegebegrenzungen zur Besucherlenkung eingebaut und diverse Trampelpfade wieder in Heidefläche zurückverwandelt. Attraktiv gestaltete Infotafeln helfen nun den Besuchern bei der Orientierung im Gelände und informieren über Besonderheiten des Naturraumes und erwünschte Verhaltensweisen. So befinden sich an allen Parkplätzen und wichtigen Zugängen zum Gebiet Übersichtstafeln mit einer kurzen Erläuterung zum Naturschutzgebiet Westruper Heide, dem Wegenetz und den geltenden Verhaltensregeln sowie einer großen Übersichtskarte, die zusätzlich für Menschen mit Sehbehinderung taktil ausgestattet ist.
Am Zugang Seehof, im Nordwesten des Heidegebietes beginnt und endet diese taktile Route mit einseitigem Leitsystem (Hin- und Rückweg: insgesamt 2,9 km). Das Leitsystem für Sehbehinderte wird am Start- und Zielpunkt auf je einer Tafel mit tastbarem Orientierungsplan erläutert. Darüber hinaus sind weitere Informationen für Sehbehinderte - auch in leichter Sprache - sowie eine sprachgesteuerte GPS-Führung für die taktile Route im Internet verfügbar. An den Zugängen Seehof und Nord-Parkplatz beginnen rollstuhlgerechte Wegeabschnitte mit einer Gesamtlänge von rund 3 Kilometern, die sich auch für Rollator und Kinderwagen hervorragend eignen.
Die vier farbig markierten Themenrouten von jeweils 3 bis 4 Kilometern Länge (Bienen-, Dünen-, Heide/Wald- und Naturerlebnisroute) führen die Besucher gezielt zu den "Highlights" der Westruper Heide. Unterwegs vermitteln zehn - ebenfalls mit taktilen Infoelementen versehene - Thementafeln auf unterhaltsame Weise spannende Details zur Tier- und Pflanzenwelt sowie zur Geschichte und Nutzung der Heide. Dabei melden sich auch die Heidebewohner selbst mit ihren Wünschen an die Besucher zu Wort. Themenbezogene "Forschertipps" lenken den Beobachterblick auf einzelne Heidephänomene. Und an den Naturerlebnispunkten dürfen kleine und große Entdecker auf einer "Sandbuddelfläche" und dem "Wacholderschleichpfad" richtig aktiv werden.
Um all die herrlichen Landschaftseindrücke ganz entspannt auf sich wirken zu lassen, stehen zahlreiche bequeme Bänke am Wegesrand bereit und laden zum Verweilen, Beobachten und Genießen der Heide ein.
Somit sind die Wege für ein neues Miteinander von Mensch und Natur in der Westruper Heide gebahnt: Alles ist bereit für einen angenehmen und interessanten Heidebesuch. Aufmerksame und rücksichtsvolle Gäste sind jederzeit herzlich willkommen!
Informationen für Sehbehinderte
Erläuterung des taktilen Leitsystems als mp3 -File:
Download (3,6 MB) und in leichter Sprache Download (2,2 MB)
Wegebeschreibung des taktil ausgestatteten Weges als mp3-File:
Download (4,5 MB) und in leichter Sprache Download (5,7 MB)
Sprachgesteuerte GPS-Führung:
Download gpx-Datei (0,04 MB), Download gdb-Datei (0,01 MB) , Download txt-Datei (0,02 MB)
Download g7t-Datei (0,03 MB), Download kml-Datei (0,02 MB)